Martin Behaim – Unser Namenspatron

Der Globus nordöstlich des Schulhauses und in unserem Schullogo erinnert an Martin Behaim, der vor über 500 Jahren mit seiner Weltkugel die erste wirklichkeitsnahe Darstellung der Erde schuf. Der Globus ist zugleich Symbol für den Geist, der an unserer Schule herrscht:

Weltoffenheit und Kompetenz

Das Leben Martin Behaims

Die aus Böhmen stammende Familie Behaim gehörte in Nürnberg zum Patriziat, die Familienmitglieder bekleideten Ämter der Stadt und verdienten ihren Lebensunterhalt durch Handel. Martin Behaim, geboren am 6.10.1459, war das älteste Kind aus der Ehe des Martin Behaim und seiner Frau Agnes Schopper. Damals bewohnte die Familie das große Haus am Hauptmarkt gegenüber der Frauenkirche am Schönen Brunnen. Vor diesem Haus, auf einem Holzgerüst vor der Fassade, wurden zwischen 1424 und 1525 jährlich am zweiten Freitag nach Ostern die Reichskleinodien und Reichsreliquien vorgezeigt, die sogenannte Heiltumsweisung (Das Haus wurde 1945 zerstört).

Schule in Nürnberg und Lehre in Antwerpen

Behaim erhielt als Kind entweder eine Ausbildung in einer der Grundschulen, die den jeweiligen Pfarrkirchen zugeordnet und stark religiös geprägt waren, oder er hatte einen eigenen Privatlehrer zusammen mit anderen Jungen aus dem Patriziat. Gleichzeitig wird er auch Einblicke in das elterliche Geschäft bekommen haben, sozusagen als Vorbereitung auf seine spätere Berufswelt. Ob er die damalige internationale Sprache, das Latein, lernte, weiß man nicht, denn es ist nicht eine einzige lateinische Zeile aus seiner Hand überliefert. Nach der Schulzeit wurde er 1476, also 17-jährig, zur praktischen Berufsausbildung in die Niederlande zu einem Tuchkaufmann geschickt. Danach trat er eine Lehrstelle in Antwerpen bei einem Nürnberger Kaufmann an, wo er auch Handel auf eigene Rechnung betreiben durfte. 1483 hielt er sich nachweislich in Nürnberg auf, 1484 ging er wieder nach Antwerpen.

Seereise nach Afrika und Rückkehr nach Portugal

Vom 4. Mai 1489 liegt ein Schuldbrief Behaims an den Nürnberger Kaufmann Schlewitzer vor (er hatte von den Kaufleuten Hirschvogel und Schlewitzer Handelsgut übernommen), worin er mitteilt, er zöge in ein fernes Land, und im Falle seines Todes solle Schlewitzer die Schuldsumme aus seinem Erbgut erhalten. Diese Reise muss jene Seereise an die afrikanische Westküste gewesen sein, die auch auf dem Globus vermerkt ist.

Nach der Rückkehr von dieser Reise ist er am 18. Februar 1485 vom portugiesischen König zum Ritter geschlagen worden. Zwischen 1485 und 1489 hat Behaim geheiratet, es war eine Einheirat in den hoffähigen portugiesischen Adel. Seine Frau Joanna de Macedo war die Tochter des Gouverneurs der Azoreninsel Fayal. Aus dieser Ehe ist nur ein Kind bekannt, der Sohn Martin.

Erbschaft in Nürnberg

Am 9. August 1490 kommt Behaim nach Nürnberg – wohl wegen der Aufteilung des elterlichen Erbes nach dem Tod der Mutter Agnes im Jahre 1487. Es muss zwischen den erbberechtigten Geschwistern finanzielle Streitereien gegeben haben, denn fünf Angehörige des Inneren Rates wurden zur Schiedskommission bei diesem Erbstreit ernannt. Der Teilungsvertrag des Vermögens kommt erst am 4. März 1491 zustande. Martin Behaim beginnt sofort mit dem Verkauf seiner Liegenschaften, die ihm ein beachtliches Vermögen einbringen. 1493 kehrt er, nach 3 Jahren Aufenthalt in Nürnberg, nach Portugal zurück, entweder nach Lissabon (wie aus einem Brief vom 1. März 1494 hervorgeht) oder auf die Azoren (wie die Inschrift auf dem Globus angibt).

Behaims letzte Lebensjahre 1494 geriet Behaim auf einer Reise nach Flandern mit seinem Diener und der Reisekasse in Gefangenschaft und wurde nach England gebracht. Obwohl er dort schwer erkrankte, konnte er nach Frankreich entkommen. Bis zu seinem Tod in Portugal gibt es nur noch eine einzige schriftliche Quelle, einen Brief vom 11. März 1494, abgeschickt im Mai 1494 in Portugal. Behaim starb am 29. Juli 1507 völlig verarmt im Hospital von Lissabon. Nach dem Tod seines Schwiegervaters Jobst van Hurten und des portugiesischen Königs Johann II. muss er bei Hofe in Ungnade gefallen sein. Außerdem war wohl auch das Verhältnis zu seiner Frau zerrüttet, was aus ihrer Affäre mit dem Oberprokurator der Gefangenen auf der Insel Fayal zu schließen ist. Dieser kam wegen Ehebruchs in Haft, woraus sich ein Machtkampf zwischen dessen einflussreicher Familie und Behaim entwickelt hatte. Von 1518 bis 1520 bemühte sich der Nürnberger Zweig der Familie Behaim, den Sohn Behaims nach Nürnberg zu holen. Er sprach ausschließlich Portugiesisch, blieb nur für 2 Jahre in Nürnberg und stiftete Totenleuchter und Schild für die Kirche des Katharinenklosters. Dort lebten zwei Schwestern seines Vaters als Nonnen.

Der Globus

In den drei Jahren von 1490 bis 1493, in denen sich Martin Behaim wegen seiner Erbschaft in Nürnberg aufhielt, wurde unter seiner Leitung der berühmte Globus angefertigt. Er ist in der Tat die älteste erhaltene Darstellung der Erde in Kugelgestalt. Aber belegt ist, dass schon 15 Jahre vor ihm in Rom im Auftrag des Papstes Globen angefertigt wurden. Auch in religiösen Schriften wird schon seit dem 11. Jahrhundert die Erde als Apfel (= rund) bezeichnet; die Kirche lehnte nicht die Kugelgestalt der Erde ab, sondern lediglich die Existenz von Antipoden, d. h. von Menschen, die von uns aus gesehen auf dem Kopf stehend leben müssten.

Herstellung des Globus

Behaim trug seine Idee vom Globus den Ratsherren Volckamer und Holzschuhen an. Unter der Protektion von Holzschuhen übernahm der Rat der Stadt die erheblichen Kosten der Herstellung. Behaim fertigte den Globus nicht selbst, sondern gab nur die nötigen Arbeitsanweisungen an die ausführenden Handwerker.

  • Ein Glockengießer fertigte zunächst eine Lehmkugel, die mit Leim getränktem Leinen ummantelt wurde.
  • Nach dem Trocknen wurde die Kugel in zwei Hälften zerschnitten und der Lehmkern entfernt. An den Rand einer Halbkugel wurde ein Holzreifen so befestigt, dass er zur Hälfte herausragte.
  • Daran wurde mit Holzstiften die zweite Kugelhälfte befestigt.
  • Auf diese Kugel wurden einige Papierschichten geleimt.
  • Danach bekam die Kugel einen Überzug aus kräftigem Leder in acht Einzelteilen, die zusammengenäht wurden.
  • Zuletzt wurde eine Papierschicht aufgeklebt.
  • Diese letzte Schicht wurde dann bemalt.

Georg Glockendon, ein Zeichner und Miniaturenmaler, wurde mit der Bemalung beauftragt, wozu er mit Unterstützung seiner Frau 15 Wochen benötigte. Die Rechnungen wurden vom Rat bezahlt.

Der westliche Seeweg nach Indien und der Behaim-Globus

Die Idee einer Westfahrt lag Ende des 15. Jahrhunderts in der Luft. Auch Behaim dachte an eine Westfahrt, weit hinaus über Inseln wie die Kanaren, Madeira, die Azoren und die Kapverden. Auch die Nürnberger Ratsherren waren an dieser Idee interessiert. Mit dem Globus sollte der mögliche wirtschaftliche Erfolg einer derartigen Fahrt nach Indien bzw. China (Cathai) den Patriziern der Stadt sichtbar gemacht werden. Die Inschriften auf dem Globus belegen diese wirtschaftlichen Motive:

  • „… do wachst viel mancherly Speceri, das holz Aloe, … ist allerlei Specery and
    gewürtz do wachst moscat …“ (am Äquator bei Afrika),
  • „… findt man vil Edelgestains Perlein oriental…“ (auf Ceylons oder
  • „… wachsen die Muscatt, Zimeth, Negel vast vil auch findt daselbst Wäldt von lauter Sandelholz und von allerlei Spezerei. In diesen Inseln wachsen vil Rubin. Smarackhen, Topassen und Saffiren, auch Perlein Qriental fast vil …“ (südlich von Indien).

Selbst nach der Entdeckung Amerikas blieb der Behaim-Globus zunächst noch gültig. Als im März 1493 Columbus von seiner ersten Entdeckungsreise zurückkehrte, war dies wenige Wochen später in Nürnberg bekannt. Die Nachricht fand aber zunächst keine besondere Aufmerksamkeit. Columbus` Entdeckung war für die Zeitgenossen nur eine unter vielen. Laufend kamen Nachrichten, dass neue Menschen auf neuen Inseln entdeckt wurden. Erst durch die Publikationen Amerigo Vespuccis wurde das Ausmaß dieser Entdeckungen bewusst – ein ganzer Kontinent war entdeckt worden. Der Behaim-Globus ist somit die letzte Dokumentation des Bildes von der Erde vor der Entdeckung Amerikas.

Selbst nach damaligem Kenntnisstand weist der Globus nicht nur außerhalb Europas Fehler auf, sondern auch auf dem europäischen Festland. Die Richtung einiger Flüsse und der Verlauf der deutschen Küste stimmen nicht. Nur Lissabon, Paris, Rom, Venedig liegen richtig. Auch die Küste Westafrikas, die Behaim selbst befahren haben will, ist fehlerhaft dargestellt. So liegt die Kongomündung 18 Grad zu weit im Süden. Auch die Azoren, wo Behaim gelebt hat, haben einen falschen Umriss und auch der Text, hier wachse der Zucker Portugals, ist falsch, denn die Zuckerinsel Portugals war Madeira. Zum Klima macht er falsche Angaben. Er schreibt, nördlich des südlichen Wendekreises sei Sommer, wenn in Europa unter ist. Auch übernimmt er die Legende des sogenannten „Äquatorialterror“, im Süden nähme die Hitze so zu, dass alles verbrennen würde, dass der Kompass nicht mehr funktioniere und man den Jakobsstab einsetzen müsse. (Aus dieser Furcht heraus hat wohl auch Columbus nie den Äquator überquert.) Behaim weist teilweise die Quellen seiner Texte auf dem Globus aus: Plinius, Strabo, Ptolemöus und Marco Polo.

1510 bekam der Globus das heutige Metallgestell. Bis Anfang des 17. Jahrhunderts stand der Globus im Rathaus. Dann wurde er der Familie Behaim übergeben. Dort wurde er auf dem Speicher 1823 wiederentdeckt. Seit 1906 steht er als Leihgabe im Germanischen Nationalmuseum. Als ihn die Familie Behaim in die USA verkaufen wollte, wurde er 1937 von Reichskanzler Adolf Hitler und dem Nürnberger Oberbürgermeister Liebel angekauft und dem Museum endgültig übergeben.

Die Legende Martin Behaim

Das Behaim-Bild bei seinen Nürnberger Zeitgenossen

Die wenigen Quellen über Martin Behaim finden sich in Nürnberg vor allem in Schuldbüchern und Strafakten. Als er z. B. 1483 in Nürnberg war, wurde er am 1. März zu einer Arreststrafe verurteilt, weil er in der Fastenzeit auf einer jüdischen Hochzeit getanzt hatte. Es wurde ihm Strafaufschub gewährt, und es ist nicht bekannt, ob er den Arrest antrat.

1484 hatte er von den Nürnberger Kaufleuten Hirschvogel und Schlewitzer Handelsgut übernommen (u. a. 9 Säcke Galläpfel zur Tintenherstellung), das er nicht bezahlte, sondern nur in einem Schuldbrief bestätigte. Da dies offensichtlich für seine Nürnberger Familie peinlich war, bezahlten seine Geschwister und sein Vormund diese Schuld am 13. Februar 1484. Behaim zahlte den Betrag erst 6 Jahre später zurück. Aktenkundig wurden auch Schulden, die seine Geschwister 1485 und 1491 bezahlten. 1490 wurde Behaim auf die Bezahlung von Dienstboten verklagt.

Wie auch die Erbstreitigkeiten , die erst am 4. März 1491 geregelt wurden, zeigen, war das Verhältnis der Geschwister Behaim zu ihrem Bruder Martin äußerst distanziert. In dieser Zeit der langwierigen Auseinandersetzungen mussten sie auch noch dessen Schulden bezahlen.

Behaim – Schüler des berühmten Mathematikers Regiomontan?

Humboldt übernimmt noch 1836 die These, Martin Behaim sei als Tuchhändler in Venedig, Antwerpen, Wien und Lissabon gewesen und dann in Nürnberg bei Regiomontan in die Lehre gegangen. Auch Ghillany, Direktor der Nürnberger Stadtbibliothek, schreibt 1850, Behaim und damit die deutsche Wissenschaft habe die Grundlage für den Erfolg der Portugiesen geliefert, denn Behaim habe dank Regiomontan das Astrolab für die Seefahrt erfunden.

Wahrscheinlicher dagegen ist, dass Behaim das von Regiomontan verbesserte Astrolab in die portugiesische Seefahrt eingeführt hat, da man damit genauer arbeiten konnte als mit den hölzernen Astrolabien. Jedenfalls genossen zu dieser Zeit die wissenschaftlichen Geräte aus Nürnberg Weltruf.

Eine portugiesische Quelle erwähnt 30 Jahre nach seinem Tod, Behaim habe die Kunst, nach der Sonnenhöhe zu navigieren, entwickelt. Fest steht dagegen, dass die nautischen Tabellen in Portugal wie auch in Spanien nicht auf Regiomontan – und damit auch keinesfalls auf Behaim – zurückgingen, sondern von einem arabischen Wissenschaftler stammten. Außerdem ist sicher, dass Regiomontan in Nürnberg nie Schüler unterrichtete und bereits 1470 in Rom starb.

Auch die nautischen Fähigkeiten Behaims waren wahrscheinlich so gering – was die falschen Beschriftungen auf dem Globus stützen – , dass er niemals astronomisch-nautischer Berater oder gar Befehlshaber eines Schiffes gewesen sein kann, wie man behauptete. Es gibt auch keinerlei Erwähnung eines Wissenschaftlers Behaim in portugiesischen Quellen.

Behaim – Entdecker der Kongomündung?

Immer wieder behaupten Biographen, Behaim habe die Azoreninsel Fayal und danach Amerika entdeckt, er sei bis zur Magellanstraße gekommen und auch ein Berater des Columbus gewesen. Auf dem Globus behauptet Behaim, 1485 in der Kongomündung gewesen zu sein. Auf jeden Fall muß er die auf dem Globus vermerkte Afrikareise zwischen 1484 und dem 18. Februar 1485 gemacht haben, da er dann in Portugal zum Ritter geschlagen wurde. Die Reise hat er an zwei Stellen auf dem Globus vermerkt, auch in der Schedelschen Weltchronik wird sie erwähnt, wobei die Jahreszahlen differieren.

An der ersten Afrikareise des Diego Cao vom Frühjahr 1482 bis Ende 1483, bei der die Kongomündung entdeckt wurde und auf der Behaim 2. Kapitän gewesen sein soll, hat Behaim mit Sicherheit nicht teilgenommen. Er nahm auch an der zweiten Fahrt von März bis September 1485 nicht teil, sonst wäre sein Name auf dem Stein an der Kongomündung vermerkt. Wahrscheinlich aber war Behaim bei der Fahrt eines anderen Portugiesen von 1484 bis 1485 zur Guineaküste und dem westafrikanischen Königreich Benin dabei, von wo man eine neuentdeckte Pfefferart mitbrachte. Es waren offensichtlich seine Interessen am Gewürzhandel, die Behaim für Entdeckungsfahrten motivierten – die Portugiesen hatten bereits Afrika als Gewürzlieferanten entdeckt.

Behaim – Ritter des Christusordens und Mitglied der Junta do Mathematicos?

Nach der Rückkehr von seiner Afrikareise wurde Behaim am 18. Februar 1485 vom portugiesischen König Johann II. zum Ritter geschlagen. Darin wurde lange Zeit eine Aufnahme in den berühmten portugiesischen Christusorden gesehen, deren Ritter Nachfolger des Templerordens waren. Belegt ist jedoch nur der einfache Ritterschlag.

Auf Behaims Totenleuchter in der Katharinenkirche sieht man den knieenden Martin Behaim weder mit der Ordenskette um den Hals, noch ist das Zeichen des Christusordens in seinem Wappen aufgenommen – was bei einer so wichtigen Auszeichnung üblich gewesen wäre. Der Ritterschlag durch den König erfolgte entweder wegen seiner Fahrt an die westafrikanische Küste, oder es war eine Geste wegen seiner Einheirat in den portugiesischen Hofadel.

Daß Behaim Mitglied der geheimen Junta do Mathematicos war, ist nicht zu belegen. Jedenfalls ist nicht auszuschließen, dass er in irgendeiner Weise mit der Junta zu tun hatte. Man kann unterstellen, dass sich Behaim vielleicht selbst als Schüler des Regiomontan bei der Junta eingeführt hat, was man in Lissabon nicht nachprüfen konnte, da Regiomontan ja schon 1470 in Rom gestorben war. Sicherlich ist er aber am Hofe mit Columbus bei dessen Besuch in Lissabon zusammengetroffen.

Das Behaim-Bild im 19. Jahrhundert

Die Wiederentdeckung des Globus 1823 auf dem Speicher der Familie Behaim fiel in eine Zeit der Rückbesinnung auf das deutsche Mittelalter. Damals wurde der Globus erstmals, wenn auch unzureichend, restauriert. 1847 wurde die „Pariser Kopie“ für die französische Bibliotheque Nationale angefertigt. Sie war lange Zeit das einzige für die Forschung zugängliche Exemplar.
Zum nationaldeutschen „Sängerfest“, das 1861 in Nürnberg inszeniert wurde, brachte man an den Geburtshäusern berühmter Nürnberger großformatigen Bilderschmuck an. An Behaims Geburtshaus am Hauptmarkt wurde eine dreigeteilte
Darstellung installiert:

I. Behaim sitzt in der Studierstube vor seinem Globus
II. Behaim empfängt im Hafen von Lissabon seinen Freund Columbus
III. König Johann II. von Portugal überreicht Behaim die Ordenskette des Christusordens.

Bereits 1884 hatte der 1. Bürgermeister Otto Freiherr von Stromer mit der Planung und dem Entwurf eines Behaim-Denkmals begonnen, das 1890 feierlich enthüllt wurde. Um die Ähnlichkeit zu gewährleisten, stellte die Familie Behaim ein Porträt zur Verfügung (heute verloren).

Das Bronzedenkmal zeigt Martin Behaim als Ritter des Christusordens, mit Langhaarfrisur, in Harnisch und Mantel und mit dem Ordenskreuz. Die rechte Hand mit der Zeichenfeder liegt auf dem Globus, die linke am Schwert. Auf dem Sockel sitzen zwei weibliche allegorische Figuren. Die eine ist das Sinnbild der exakten Wissenschaften mit aufgeschlagenem Buch (sichtbar ein Astrolab und der Name Regiomontan). Die andere Figur ist die Allegorie des Handels.

Anlässlich der Denkmalsenthüllung wurde die Fassade des Geburtshauses mit einem historisierenden Fresko bemalt. Dabei diente die Dekoration zum Sängerfest von 1861 als Vorlage. Diese Ereignisse fielen in die Zeit der Entwicklung Nürnbergs hin zur industriellen Großstadt. Mit einer Reihe von Denkmälern, historisierenden Gemälden und Fassadenschmuck bedachte man auch die anderen berühmten Nürnberger, um an die „große Vergangenheit“ anzuknüpfen.

Das Behaim-Bild im Nationalsozialismus

Nicht zufällig wird 1937 der Globus von Reichskanzler Hitler und OB Liebel angekauft und endgültig dem Germanischen Nationalmuseum übergeben. Die NS-Ideologie vereinnahmt die ehemalige freie Reichsstadt Nürnberg als „Stadt der Reichsparteitage“, und Martin Behaim wird zum deutschen Kolonialpionier gemacht. Man behauptet, auf seiner Kongoexpedition habe Behaim als erster Deutscher diejenige Küste gesehen, an der 400 Jahre später die deutsche Kolonialgeschichte durch den Großkaufmann Lüderitz ihren Anfang fand.

Seit 1936 setzt eine Flut kolonialistischer Literatur ein, die sich wegen ihres Bezuges auf afrikanische Gebiete immer wieder mit Behaim befasst. 1937 wird unter Generaldirektor Kohlhaußen im Germanischen Nationalmuseum die Ausstellung „Nürnberg, die deutsche Stadt“, mit dem gerade angekauften Globus im Mittelpunkt, eröffnet.

Noch 1943 wird der Globus trotz beginnender, kriegsbedingter Knappheit technischer Mittel umfassend fotografisch dokumentiert.

Das aktuelle Behaim-Bild

Der zum Entdecker, Seefahrer und Wissenschaftler hochstilisierte Behaim wird erst seit einigen Jahren nüchterner gesehen.
Nach heutiger Erkenntnis war Behaim ein findiger Kaufmann, der hauptsächlich weder Nautiker noch Astronom war, und dessen Interesse an der Kartographie vor allem wirtschaftlichen Zwecken diente, da er auf Gewinne aus Fahrten in ferne Länder hoffte.

Der älteste erhaltene Erdglobus und auch die Entdeckung Amerikas haben in diesem Jahr (1992 – Red.) ihren 500. Jahrestag. Im Mittelpunkt der Ausstellung „FOCUS BEHAIM GLOBUS“ steht zwar dieser Globus, die Ausstellung geht aber weit darüber hinaus und zeigt den Wandel des Weltbildes und die Folgen über viele Jahrhunderte. Die Daten zu Biographie und Werk Martin Behaims sind sehr spärlich, sowohl in den Quellen seiner Nürnberger Heimatstadt, als auch in Portugal. Gerade deswegen wird sein Werk seit 500 Jahren verschieden gedeutet, jeweils entsprechend den Absichten der eigenen Zeit, unabhängig von der historischen Person.

Impressum dieses Textes

MARTIN BEHAIM
Nürnberg 6. Oktober 1459 – 29. Juli 1507 Lissabon
Der Text zu dieser Broschüre basiert auch auf dem aktuellen Buch von Peter J. Bräunlein: Martin Behaim. Legende und Wirklichkeit eines berühmten Nürnbergers-Bayerische Verlagsanstalt, Bamberg 1992

Information anlässlich der Ausstellung FOCUS BEHAIM GLOBUS herausgegeben vom Kunstpädagogischen Zentrum im GNM, Abteilung I
Herausgeber: Kunstpädagogisches Zentrum im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg KP I (Abteilung Schulen und Jugendliche)

Verantwortlich: Horst Henschel
Text und Bildredaktion: Elfie Albert
Satz und Realisierung: Wolfgang Sachße und Pamela Straube
© 1992 by KpZ

Mit freundlicher Genehmigung des
Kunst- und Kulturpädagogischen Zentrums
der Museen in Nürnberg,
Karthäusergasse 1
90402 Nürnberg
Verantwortlich: Dr. Brehm